Individualität – und wie wir sie verloren haben

Was „normal sein“ bedeutet, hatte ich ja im letzten Beitrag mal etwas auseinandergepflückt. Auf den ersten Blick mag man glauben, eine Norm sei notwendig, um das Zusammenleben zu regeln und Störungen einer Gesellschaft zu vermeiden. Das ist sicher auch richtig, denn je normierter wir leben, umso weniger Konfliktpotential ist vorhanden. Vordergründig zumindest. Allerdings ist Normalität für jede Gesellschaft etwas völlig anderes. Wenn Blogger in anderen Ländern ausgepeitscht werden, dass mag das für die dortige Gesellschaft normal sein. Für andere Gesellschaften wiederum nicht. Es hängt immer vom allgemeinen Konsens ab, was als normal angesehen wird.

Normalität hat noch einen anderen Effekt: Eine normierte Gesellschaft ist leichter zu verwalten und birgt für die herrschende Klasse umso weniger Gefahren, je mehr die Bürger an der Norm festhalten. Da verwundert es nicht wirklich, wenn immer größere Gesellschaften normiert werden. Wir erleben das ja gerade bei allen EU Mitgliedern, die sich an die von der EU vorgegebenen Normen zu halten haben. Das ist aber noch nicht das Ende: TTIP, CETA und wie die geplanten Geheimabkommen zwischen den Staaten alle heißen mögen, haben exakt das gleiche Ziel: Eine normierte Gesellschaft, die nach gleichen Regeln funktioniert – und so nebenbei auch das Einkommen der herrschenden Klasse sicherstellt. Genau betrachtet ist eine derartige Gesellschaft nichts anderes als eine moderne Sklaverei. Nur dass die Ketten aus Normen und Geld bestehen und der Traum von Freiheit ein Traum von mehr Geld und Besitz ist.

Eine solche normierte Gesellschaft hat aber einen entscheidenden Nachteil: Die Normierung tötet jede Form von Kreativität und Individualität. Wir leben nicht mehr, wir funktionieren nur noch. Kreativität und Indidualität werden nicht mehr selbst gelebt, sondern wir lassen Firmen für uns kreativ sein, um eine Scheinindividualität zu erreichen. Firmen erzählen uns, was In und Out ist, was wir anzuziehen haben, was wir kaufen sollen. Und sie werden nicht müde, uns immer neue Dinge anzubieten, mit denen wir uns individualisieren können. Diese Individualisierung bleibt zwangsläufig immer nur im Rahmen der Norm. Fast-Food-Individualismus statt Kreativität. Das ist wie bei McDonalds essen: Die Individualität ergibt sich aus der Wahl der Burger-Variante, aber was nicht angeboten ist, gibt es nicht. Echte Individualität ist wie Vollwertkost: Frisch, selbst zubereitet, kreativ, ideenreich, gesund. Der Konsum von Fast-Food Individualität führt genauso wie der Konsum von Fast-Food, mit der Zeit zu Mangelkrankheiten. Zuwenig eigene Kreativität läßt unsere Seele verkümmern und führt zu sinnlosen Wettbewerben um Karriere, Geld und Besitztum, immer neu angestachelt durch die Medien. Wir werden zu Mitmach-Zombies, seelenlosen Wesen, denen alles außer dem ständigen Hunger genommen wurde.

Normal is so fucking boring

Ich greife das letzte Thema noch einmal auf – das, in dem es darum ging, dass viele den Sinn des Lebens darin sehen, ihre Verhältnisse zu ordnen und zu stabilisieren und damit praktisch seelisch zu verkümmern. Man findet damit zwar seinen kuscheligen Platz in der Gesellschaft und ihrer Normen und Werte und den möchte man natürlich beibehalten. Aber leider führt genau das auch dazu, dass man immer mehr nur den eigenen Standpunkt, das eigene Weltbild, die eigene Verhaltensweise für richtig hält. Denn das alles zu hinterfragen, quasi an den Grundfesten der eigenen Existenz zu rütteln, an dem, was wir als normal ansehen, wäre unangenehm und potentiell gefährlich.

Ich habe mich oft gefragt, weshalb ältere Menschen oft so starrsinnig und abgestumpft sind und ich denke, das ist eine durchaus brauchbare Erklärung dafür. Alles, was dem Status Quo gefährlich werden könnte, führt automatisch zu einer kognitiven Dissonanz: Man merkt, oft nicht einmal bewußt, dass da etwas ist, das am eigenen Weltbild rütteln könnte und reflexartig schaltet man um auf Verteidigung. Man hinterfragt gar nicht, warum und was man da überhaupt verteidigt, man macht es einfach. Instinktiv. Und ehe man sich versieht, lehnt man auf einem Kissen auf der Fensterbank und keift die Nachbarskinder an. ;)

Diese wohlige Kuhle in der Couch der Gesellschaft, die wir uns über Jahre erarbeiten, ist das, was wir Normalität nennen. Wir haben uns arrangiert, Konfliktpotential wurde eliminiert oder unterdrückt, wir haben unseren Platz gefunden. Wir sind normal.

Aber was bedeutet das – normal zu sein? Es bedeutet vor allem eins: Wir haben unsere eigene Kreativität, unser spielerisches Ausprobieren, unsere angeborene Neugierde auf dem Altar der Anpassung geopfert. Wir haben haben aufgegeben, uns eingeschränkt und die Flamme der Neugier und Lebenslust unter einem Berg von Regeln und Konformitäten erstickt. Wir haben unsere zentrale Lebensaufgabe – das Leben in all seinen Möglichkeiten zu erfahren – selbst begraben. Und weil wir das unbewußt sehr genau wissen und uns tief im Unterbewußtsein dafür hassen, bewundern wir gleichzeitig die schillernden Paradiesvögel, die uns das Fernsehen zeigt. Überzogene Imitate dessen, was unser Leben eigentlich sein könnte und sollte. Die Bewunderung endet allerdings immer dann, wenn das kleine noch verbliebene Flämmchen in uns den mahnenden Finger hebt und leise fragt: „Warum machst DU das eigentlich nicht?“  Dann hassen wir sie dafür, das zu sein, was wir uns verboten haben.

Dazu passt wunderbar ein Satz von Maya Angelou:

If you are always

trying to be normal,

you will never know

how amazing you can be.

Der Sinn des Lebens

Ist 42, jaja, ich weiß… und wer da gerade nicht mitkommt, möge bei Douglas Adams in „per Anhalter durch die Galaxis“ oder bei Wikipedia nachlesen ;)

Nein, die Frage ist ernst gemeint – was ist denn nun der Sinn des Lebens? Laßt mich dazu mal ein wenig ausholen…

Wenn ich mich so umschaue, sehe ich grob zwei Fraktionen von Menschen mit unterschiedlichen Zielen: Die einen haben das Ziel, möglichst alles abzusichern und zu stabilisieren. Partner suchen, heiraten, Lebensversicherung, Bausparvertrag, Hausbau, zwei Kinder, Rente, fertig. Alles schön geplant, alles vorbereitet, keine Unsicherheiten. Das erinnert mich immer sehr an Dieter Nuhr, der in seinem Programm von Meereslebewesen erzählt, die ihr Gehirn nur dazu benutzen, einen Platz auf einer Koralle zu finden. Dort angekommen setzen sie sich fest und beginnen, ihr nun nicht mehr benötigtes Gehirn zu verdauen. Bei vielen Zeitgenossen würde ich sagen: Paßt!

Aber ist das der Sinn des Lebens? Für mich zumindest nicht. OK, größtenteils nicht. So ein klein wenig Planung und Sicherheit finde ich gar nicht verkehrt, sonst kann das mit dem Leben doch schneller vorbei sein, als man denkt. Trotzdem kann ich das nicht nachvollziehen, bei solchen Leuten scheint mir der seelische Tod schon sehr, sehr früh einzusetzen. Erst stirbt die Seele, dann stirbt der Mensch könnte man sagen. Was hat man als Vertreter dieser Fraktion denn noch nachdem das Nest fertiggestellt ist? Das Leben besteht dann nur noch aus einer möglichst an die Norm angepaßten Lebensweise und dem Erhalt oder der Verbesserung des Status Quo. Bloß nicht mehr selbst denken, bloß nicht die Norm in Frage stellen, bloß nicht anders sein. Diese Menschen leben nicht mehr, sie sind eigentlich schon tot. Mitmach-Zombies…

Was mich zu der anderen Fraktion bringt. Die hat Hunter S. Thompson mal so wunderschön beschrieben, dass ich ihn nur zitieren kann:

“Life should not be a journey to the grave with the intention of arriving safely in a pretty and well preserved body, but rather to skid in broadside in a cloud of smoke, thoroughly used up, totally worn out, and loudly proclaiming „Wow! What a Ride!”

Und das könnte ich mir durchaus auf die Fahnen schreiben. Wenn auch nicht ohne Einschränkungen, denn ich würde das Erlebnis dann doch gerne recht lange ausdehnen. Sonst würde ich mich wohl nicht vollwertig ernähren, sondern mir jeden beworbenen Scheiß ohne nachzudenken reinziehen. Das Leben auskosten bedeutet eben nicht, blind alles zu tun, sondern zu überlegen, was wirklich nützt und was schadet. Sonst ist das mit dem Auskosten recht schnell vorbei. Es sei denn, man versteht unter „das Leben auskosten“ auch Dinge wie Diabetes, Herzinfarkt, Schlaganfall… Da das aber meiner Meinung nach wenig Spaß macht, beschränke ich mich dann doch lieber auf Dinge, die nicht gleich das vorzeitige Ende dieses lustigen Abenteuers bedeuten, das wir Leben nennen.

Das alles bedeutet nun nicht, dass ich alles irgendwie in meinem Leben unterbringen muss. Ein Schmetterling hat auch nicht das Ziel, jede einzelne Blüte einmal besucht zu haben. Nein, ich lasse mich gerne vom Wind treiben und so lande ich mal bei dieser Blüte, mal bei jener. Wo es mir gefällt, bleibe ich länger, ansonsten bin ich schnell auch wieder weg. Meine Hobbies und Interessen wechseln so schnell wie die Blumen beim Schmetterling, aber an Einigen bin ich hängengeblieben und sie wurden zu größeren Lebensinhalten. Von einigen werde ich hier noch berichten.

Und wo ist nun der Sinn des Lebens? Wenn schon nicht 42 – was dann?

Die Antwort ist erstaunlich einfach: Der Sinn des Lebens ist es, es zu leben. :) Es mit allen Sinnen zu entdecken und zu erfahren und das möglichst intensiv und lange.
Unser Leben ist im Grunde ein Besuch auf einem Abenteuerspielplatz: Man kann alles sein und alles werden, jedes Abenteuer bestehen, das man will, jede Erfahrung machen. Und natürlich holt man sich dabei auch mal die eine oder andere Schramme, das gehört eben dazu. Und irgendwann ist der Tag zu Ende, wir gehen nach Hause zu unserer Familie und überlegen uns, was wir am nächsten Tag sein wollen…

Warum ich keine Leserbriefe schreibe

Ich schreibe normalerweise nie Leserbriefe.

Leserbriefe sind im Zeitalter der elektronischen Kommunikation eigentlich überflüssig geworden, das Internet bietet über Facebook und Co einen viel direkteren und schnelleren Kontakt. Dennoch sind Leserbriefe immer noch ein gerne gesehener Teil der Printmedien. Wenn man bedenkt, dass man bei Printmedien bis zur nächsten Ausgabe warten muss, um seinen Leserbrief – vielleicht – veröffentlich zu sehen, sollte man meinen, dass sowieso niemand Leserbriefe schreibt. Aber hier spielt natürlich der Drang nach Anerkennung eine wesentliche Rolle: Wer will nicht einmal seinen Namen, vielleicht sogar sein Bild, in einem gedruckten Werk sehen. Ein kleines Stück Berühmtheit…

Der Zeitung kann es recht sein – Leserbriefe machen zwar Arbeit, aber sie machen das Medium auch interessanter für andere Leser. Also eine Win-Win Situation?

Beileibe nicht.

Ganz allgemein ist der Sinn von Leserbriefen, ein Feedback der Leserschaft zu bekommen und den Lesern gleichzeitig ein – natürlich gefiltertes – Stimmungsbild zurückzuspiegeln und das Produkt dadurch interessanter zu machen. Man kann Leserbriefe durch gezielte Selektion wunderbar zur Manipulation der Leserschaft verwenden, indem man nur diejenigen Zuschriften veröffentlicht, die den eigenen Zielen nützen und diejenigen unterdrückt, die den eigenen Zielen schaden. In der Regel wird man natürlich auch einen gewissen Teil kritischer Zuschriften veröffentlichen, natürlich nur, wenn die Kritik entkräftet werden kann oder es sich nur um leichte Kritik an unwesentlichen Dingen handelt. Offensichtliche Fehler wird man natürlich zugeben müssen, aber da veröffentlich man dann lieber an anderer Stelle eine Korrektur.

Leserbriefe sind vermutlich sogar effizienter als eigene Artikel, weil der Leser sich mit der Masse der anderen Lesern eher identifiziert als mit der meist anonymen Redaktion und die Veröffentlichung leicht kritischer Leserbriefe vermittelt den Anschein von Offenheit, der oft gar nicht existiert. Dem Leser wird so der Anschein vermittelt, er könne Einfluß auf die Ansichten und Themenwahl der Redaktion nehmen.

Für den Herausgeber haben Leserbriefe aber noch einen anderen Vorteil: Er weiß nach kurzer  Zeit – je nach Schreibfreudigkeit der Leser – recht genau, wie der jeweilige Schreiber einzuschätzen ist und bekommt so einen mehr oder weniger repräsentativen Überblick über Kritiker und Förderer und deren Anteil in der Leserschaft. In der Regel wird bei Leserbriefen die Angabe von Name, Anschrift und oft auch Telefonnummer gefordert. Man liefert also gratis seine Adressdaten (falls man nicht sowieso Abonnent ist) und mit dem Inhalt des Leserbriefs auch gleich noch ein Selbstportrait. Mit jedem Leserbrief erfährt der Herausgeber mehr über den Schreiber. Eine solche Datenerfassung und Auswertung kostet zwar etwas Arbeit, lohnt sich aber, denn der so entstehende Datenbestand ist ideal dazu geeignet, gute Förderer oder harte Kritiker zu identifizieren und dann gezielt zu bearbeiten. Adressen und Telefonnummern hat man ja.  Die dazu nötige Datenspeicherung und -Verarbeitung ist nach BDSG natürlich illegal und strafbar, solange der Autor nicht einer entsprechenden Erklärung zugestimmt hat. Solche Erklärungen hat man aber häufig unwissentlich im Kleingedruckten mit abgegeben und damit hat der Herausgeber theoretisch die Möglichkeit, eine ganze Datenbank mit Persönlichkeitsprofilen aufzubauen. Unabhängig von einer solchen Erklärung, kann man nach BDSG jederzeit Auskunft über die gespeicherten Daten und eine bestätigte Datenlöschung fordern.

Natürlich besteht die Möglichkeit der Datensammlung und Profilbildung auch im Internet, allerdings kann hier nur schlecht manipuliert werden. „Leserbriefe“, sprich Einträge auf Pinwänden, in Foren, etc. sind sofort öffentlich, können nicht unterdrückt werden und Zensur fällt sofort auf. Reaktionen auf Beiträge sind sofort für alle sichtbar und selbst der Versuch, unter Umgehung des Mediums Kritiker direkt zum Verstummen zu bringen, birgt die Gefahr, dass dieser Versuch öffentlich gemacht wird.

Warum die Gene (nicht) schuld sind…

Spiegel Online hat mal wieder eine Sensation im Angebot: Forscher haben die Gicht-Gene entdeckt. Juchhu! Endlich! Heilung für alle Gichtkranken!

Oder etwa doch nicht? Nein, sogar ganz bestimmt nicht. Genau genommen, versucht man uns wieder einmal einen kapitalen Bären aufzubinden. Die Forscher haben entdeckt, dass bestimmte Genvarianten mit einem erhöhten Harnsäurespiegel einhergehen und somit die Entstehung der Gicht beeinflussen. Das ist – mit Verlaub – in mehreren Belangen Unsinn. Zum einen bedeutet ein erhöhter Harnsäurespiegel noch nicht, dass jemand unter Gicht leidet oder auch nur Gicht bekommt, sondern eben nur, dass der Harnsäurespiegel erhöht ist. Zum anderen konstruiert man hier einen ursächlichen Zusammenhang, der so gar nicht belegt ist. Man findet bei erhöhten Harnsäurespiegel bestimmte Genvarianten und postuliert daraus mal eben, dass die Gene daran schuld sind. Das ist in etwa so, als würde man behaupten, die Polizei sei schuld an Autounfällen, weil man ja bei den Unfällen immer die Polizeit antrifft.

Ich behaupte mal ganz ketzerisch: Die Gene sind NIE schuld an Krankheiten. Die Gene, also in Summe unsere DNA, ist grob gesagt eine „Blaupause“, ein Konstruktionsplan für unseren Organismus. Nun wird dieser Plan durch die Natur aber nicht knallhart umgesetzt, sondern die Natur passt den Plan den Erfordernissen der Umwelt an. Ernährung, Umweltbedigungen, Lebensumstände, all das hat einen Einfluß darauf, wie der Bauplan letztendlich umgesetzt wird. Biologisch gesehen werden schlicht bestimmte Abschnitte der Gensequenz an- oder abgeschaltet – das sind die Genvarianten, die man dann findet.

Die Gicht ist eine rein ernährungsbedingte Zivilisationskrankheit. Diese Krankheiten haben einen ganz einfachen Entstehungsweg: Eine stark verarbeitete Nahrung führt zu Vitalstoffmängeln, die Stoffwechselstörungen zur Folge haben. Die Stoffwechselstörungen zeigen sich dann, je nach Konstitution, in unterschiedlichen Krankheiten, je nachdem, welche Bereiche des Organismus am anfälligsten sind. Konstitution könnte man mit „ererbte Veranlagung“ übersetzen. Richtig – das sind die Genvarianten, die man dann findet.

Die Natur passt also den Organismus permanent an die Lebensumstände an und „speichert“ dies in der DNA, indem Sequenzen an- und abgeschaltet werden. Die Natur unterscheidet dabei allerdings nicht zwischen „gut“ und „schlecht“, so dass sich eine schlechte Lebensführung ebenso „in den Genen“ niederschlägt. Diese so enstehende Gesamtsituation des Organismus wird bei der Entstehung eines neuen Lebens quasi als Vorlage verwendet. Unsere Kinder starten also nicht bei Null mit einer „sauberen DNA“, sondern sie nehmen die Anpassung an die Lebensumstände – und damit leider auch unsere Fehler – mit. Das ist das, was wir dann „Veranlagung“, „Konstitution“, oder auch Genvariante“ nennen.

Die Gene verursachen also nicht die Gicht, sondern in den Genen zeigen sich die gemachten Ernährungsfehler, die dann zur Gicht führen.

Warum ist dieser Unterschied aber so wichtig? Ganz einfach: Wenn man den Genen die Schuld in die Schuhe schiebt, dann bedeutet das, dass man an der Krankheit nichts ändern kann. Man kann sie nicht verhüten, man kann höchstens Symptome lindern und muß ansonsten auf „Gentherapien“ hoffen. Weiß man aber, dass eine Gicht nicht durch die Gene verursacht wird, sondern durch langjährige Ernährungsfehler, dann braucht man nicht auf wundersame Medikamente zu hoffen, sondern kann einfach die Ernährungsfehler korrigieren. Eigenverantwortung statt Hoffnungslosigkeit…

Die große Schlacht um die gesunde Ernährung – und warum keiner Recht hat.

Wenn es um Ernährungsformen geht, fühlt man sich mitunter in das Mittelalter zurückversetzt.  Jeder glaubt, er habe die optimale Ernährungsform gefunden, die Schlacht wogt hin und her, Rohköstler dreschen auf Vegetarier ein, Veganer auf Normalköstler, Frutarier auf Rohköstler und die breite Masse an Vertretern der „ausgewogenen Mischkost“ steht dönerkauend und pizzamampfend vor dem Schlachtfeld und wundert sich. Warum – oder vielmehr um was  – kloppen die sich eigentlich? Was wirklich gesund ist, weiß sowieso keiner, oder?

Doch, weiß man…

Machen wir uns nichts vor – unsere normale zivilisatorische Ernährung, wie wir sie seit rund 120 Jahren kennen, macht uns krank. Etwa 80% der heutigen Krankheiten entstehen durch diese zivilisatorische Ernährung. Das ist auch gar nichts neues, das weiß man schon seit über 100 Jahren und man kann es im Detail bei Weston Price, Adolf Roos, Cleave, Campbell und etlichen anderen nachlesen. Daß der Einzelne nichts davon weiß, ist eine andere Sache und hat schlicht wirtschaftliche Gründe. Mit Gesunden kann man eben kein Geld verdienen. Mit Leuten, die ihr Essen aus dem Garten holen auch nicht.

Was ist nun „die richtige“ Ernährungsform? Gibt es die überhaupt? Wer von den Spinnern auf dem Schlachtfeld (zu denen ich auch gehöre) hat denn nun Recht?

Nunja, Alle. Und keiner. Hängt davon ab… Ja, ich weiß – das ist keine brauchbare Antwort. Also holt euch nochmal schnell einen Tee, eine Kaffee oder eine andere Genußdroge eurer Wahl, und lehnt euch entspannt zurück. Ich muss mal ein wenig ausholen…

Gesund ist das, was dauerhaft gesund hält. So einfach ist das. ;)

Der menschliche Organismus funktioniert bezüglich Verdauung und Stoffwechsel bei allen Menschen prinzipiell gleich. Geringfügige Unterschiede entstehen durch Anpassungen des Organismus an die jeweiligen Lebensbedingungen. Schaut man sich einmal an, welche Völker der Erde von den heute üblichen Zivilisationskrankheiten nicht geplagt sind (bzw. waren), dann findet man eine Gemeinsamkeit: Bei allen gesunden Völkern bestand die Ernährung aus dem, was man in der Natur direkt fand – und man verwendete es auch so, wie die Natur es hergab. Bei Weston Price kann man im Detail nachlesen, wie die heutigen Zivilisationskrankheiten immer dann begannen, als man die traditionelle Ernährung aufgab und zu einer stark verarbeiteten Fabriknahrung mit Konserven und Präparaten überging. „Lagerfutter“ nannten das die Inuit, weil es aus den Konservenlagern der weißen Menschen kam.

So sehr sich die traditionelle Ernährung eines Inuit („Eskimo“) also von der eines Pazifikbewohners unterschied: Beide hatten eine weitgehend naturbelassene Ernährung und genau das ist der einfache wie geniale Maßstab, an dem man ablesen kann, wie gesund eine beliebige Ernährungsform ist.

Mal ein Beispiel:

Vegetarier ernähren sich gesünder. Meint man jedenfalls. Tatsächlich kann man das so nicht sagen, denn dazu muss man sich die Ernährung erst einmal genauer ansehen: Wer als Vegetarier bspw. das Fleisch durch Ersatzprodukte aus hochverarbeiteten Sojapräparaten ersetzt, treibt den Teufel mit Beelzebub aus. Auch stellt sich durch den Verzicht auf Fleisch häufig ein Drang zu Süßem ein, dem dann auch gerne nachgegeben wird – und der Verzehr von Fabrikzucker ist einer der schlimmsten Ernährungsfehler, die man machen kann. Häufig greift der Vegetarier dann auch verstärkt zu Mehlspeisen – dummerweise ist das dazu verwendete Auszugsmehl genauso schlecht, wie der Fabrikzucker.  Ein solcher „Puddingvegetarier“ ernährt sich also deutlich schlechter als der von ihm so gescholtene Fleischesser.

Aber es geht natürlich auch anders: Ein Vegetarier, der die Fleischersatzprodukte meidet und stattdessen bspw. Getreide verwendet, um Frikadellen zu machen, macht es richtig, denn das Getreide kommt direkt aus der Natur. Niemand hat daran etwas verändert, nichts wurde extrahiert, verarbeitet, mit Zusätzen angereichert oder konserviert. Auch die Mehlspeisen sind kein Problem, wenn der Vegetarier frisches, selbstgemahlenes Mehl verwendet und nicht das konservierte Präparat namens Auszugsmehl, das man im Supermarktregal findet.

Das Gleiche trifft auch auf Veganer zu. Der Veganer ernährt sich nicht per se gesünder als alle anderen, nur weil er keinerlei Tierprodukte mehr verzehrt. Die Inuit haben jede Menge Tierprodukte verzehrt, waren aber trotzdem pumperlgesund. Aber sie haben sie naturbelassen verzehrt! Roh. „Eskimo“ bedeutet übersetzt „Rohfleischfresser“ (und ist, nebenbei bemerkt, für den Inuit eine Beleidigung). Der Veganer greift häufig zu Sojapräparaten, Tofu und ähnlichem Zeug, das ein Inuit nicht einmal als etwas eßbares erkannt hätte. Eine solche vegane Ernährung mit hoch verarbeiteten Fabriknahrungsmitteln ist gesundheitlich gesehen sehr viel schlechter als die traditionelle Ernährung des Inuit.

Gibt es also eine optimale Ernährung? Ja. Jede weitgehend naturbelassene Ernährung.

Das bedeutet nun nicht, dass man nur noch rohes Gemüse, Obst und Nüsse knabbern darf. Es bedeutet schlicht, einen großen Bogen um Fabriknahrungsmittel zu machen und die Nahrung aus frischen Zutaten, so wie sie in der Natur wachsen, frisch zuzubereiten. So wie das alle Menschen bis vor rund 150 Jahren getan haben.

Optimal wäre es natürlich, wenn man alles so verzehren würde, wie es in der Natur vorkommt – als Rohkost. Aber mal realistisch gesehen: Das wollen die wenigsten. Und es ist auch gar nicht nötig, um gesund zu bleiben. Wer will, kann das natürlich tun, aber für’s erste reicht es, stark verarbeitete Nahrungsmittel durch naturbelassene zu ersetzen.

Genauer? OK, ein paar Beispiele:

  • Frische Früchte oder Honig statt Fabrikzucker
  • Frisch gemahlenes Vollkornmehl statt Auszugsmehl
  • Butter statt Margarine, kaltgepreßte Öle statt raffinierter Öle
  • Naturreis statt polierter Reis
  • Vollkornnudeln (aus Vollkornmehl) statt Nudeln aus Auszugsmehl
  • Frische Pizza aus frischem Vollkornmehl statt Fertigpizza aus dem Karton
  • Selbstgemachte Brotaufstriche statt Fertigpamps aus der Plastikdose
  • Frischkornmüsli statt zuckerschwerer „Frühstückscerealien“
  • Frische, selbstgemachte Haferflocken statt Fertigmüsli
  • Frische Gemüse- und Blattsalate statt Dosengemüse

Wer sich davon jetzt angesprochen fühlt, kann im Vollwert-Forum weiter lesen – dort gibt es nähere Informationen, Erfahrungsaustausch, Rezepte und vieles mehr.

Nahrungsergänzungen

Ich wurde vor kurzem nach meiner Meinung zu Nahrungsergänzungen gefragt und da ich in meinem SPAM Filter neben den unsäglichen Casino-Abzocker- und Stehhilfeverlängerungsangeboten sowieso regelmäßig wahre Wunder über Nahrungsergänzungen lesen kann, habe ich das einfach mal zum Thema des Tages erklärt.

Mal ganz davon abgesehen, dass ich solche Mittel ganz bestimmt nicht bei einer windigen Hinterhofbude in Lampukistan bestelllen würde und das so vertriebene Zeug in der Regel sowieso gefälscht sein dürfte, bin ich auch ansonsten nicht wirklich die passende Zielgruppe für nahrungsergänzende Wundermittel. Zum einen brauche ich so etwas dank Vollwerternährung sowieso nicht, zum anderen sind Nahrungsergänzungen nichts anderes als modernes Snake-Oil. Ja, genau. Das Zeug (meist war’s wohl Petroleum), das fahrende Händler im wilden Westen gerne den Leuten für alle möglichen Krankheiten angedreht haben und sich dann sehr schnell aus dem Staub machen mußten, bevor die Kundschaft ob der hervorragenden Unwirksamkeit und der wenig lustigen Nebenwirkungen anfing, nach einem Baum nebst passendem Seil zu suchen…

Die Unwirksamkeit ist heute immer noch die gleiche, aber die Sache mit dem Baum und dem Seil ist heute ganz schlechter Stil. Außerdem sind Flüge nach Lampukistan zu teuer, das lohnt nicht. Gegen Snake-Oil hilft heute nur eins: Aufklärung. Wer Snake-Oil erkennt, ist kein Kunde mehr. Und ohne Kunden kann sich der Händler ein anderes Betätigungsfeld suchen. Casinoabzocke ist gerade in, habe ich gesehen… ;)

Nahrungsergänzungen sollen – so die Behauptung der Verkäufer – die in unserer minderwertigen Nahrung fehlenden Vitalstoffe ergänzen. Nun, die offensichtliche Lösung wäre einfach, keine minderwertige Nahrung mehr zu essen, aber da wird dann natürlich argumentiert, dass ALLE unsere Nahrung heute minderwertig sei (was natürlich Unsinn ist). Glauben wir das aber erst mal und fragen uns: Funktionieren Nahrungsergänzungen?

Ja, natürlich funktionieren sie.Sie sind hochwirksam: Sie spülen nämlich enorme Geldmengen in die Taschen der Verkäufer. Der Umsatz mit Nahrungsergänzungen wird laut Pharmazeutischer Zeitung in Deutschland auf satte 1,3 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt. Weltweit sollen es rund 300 Milliarden sein. Holla? Kein Wunder, dass man bei einer Websuche über 7,5 Millionen Treffer bekommt. Das ist ein Riesengeschäft, da will jeder seinen Teil vom Kuchen haben.

Wie sieht es aber nun mit der Wirksamkeit aus? Funktioniert Nahrungsergänzung überhaupt?

Dazu müssen wir uns erst einmal klarmachen, welche Stoffe da ergänzt werden sollen.  Unsere Nahrung besteht, grob gesagt, aus Nähr- und Vitalstoffen. Nährstoffe sind die Energieträger Kohlenhydrate und Fette, sowie der „Bausteinlieferant“ Eiweiß, der sich ja aus diversen Aminosäuren zusammensetzt. Um diese Nährstoffe aufnehmen und im Rahmen der Stoffwechselvorgänge verarbeiten zu können, werden viele Hilfsstoffe benötigt: Die Vitalstoffe. Dazu gehören neben den Vitaminen auch Mineralien, Spurenelemente, ungesättigte Fettsäuren, Enzyme, Farb-, Faser- und Aromastoffe.

Diese Vitalstoffe sind – soweit haben die Vertreiber sogar recht – gegenüber verschiedenen Einflüssen sehr empfindlich und werden daher bei der Verarbeitung der Nahrung mehr oder weniger stark geschädigt.

Das Problem ist nun aber, dass unser Organismus auf die in der Natur vorkommende Nahrung ausgelegt ist und diese Nahrung liefert neben den Nährstoffen immer auch alle nötigen Vitalstoffe mit, die zur Verarbeitung der Nährstoffe benötigt werden. Es gibt zwar natürliche Schwankungen, aber um diese auszugleichen, verfügt der Organismus über Depots. Die sind aber gerade nur so groß, wie sie sein müssen, um die natürlichen Schwankungen abzupuffern. Also im Prinzip, wie in einer Fabrik, in der sich eine Abteilung ein kleines Zwischenlager eingerichtet hat, um kontinulierlich arbeiten zu können, auch wenn die Anlieferung mal kurz stockt.

Vitalstoffe werden also immer passend zur jeweiligen Nahrung und gleichzeitig mit den Nährstoffen benötigt.

Weiterhin benötigt unser Organismus die Vitalstoffe auch in einem passenden Verhältnis zu den Nährstoffen. Und auch die Vitalstoffe untereinander müssen in bestimmten Mengenverhältnissen vorliegen. Bei naturbelassenen Lebensmitteln ist das zwangsläufig gegeben.

Wie sieht das nun bei Nahrungsergänzungen aus?

Passend zur jeweiligen Nahrung? Nein.
Gleichzeitig mit der Nahrung? Nein.
Passendes Verhältnis zu den Nährstoffen der Nahrung? Nein
Passendes Verhältnis untereinander? Nein.

Hinzu kommt, dass bestimmte Vitalstoffe prinzipiell nicht „funktionsfähig“ in Nahrungsergänzungen enthalten sein können. Ungesättigte Fettsäuren sind hochreaktiv und würden verderben. Sie müssen also inaktiviert sein. Enzyme sind Eiweiße, die durch die bei Nahrungsergänzungen notwendige Konservierung zumindest strukturell geschädigt (denaturiert) werden und damit unwirksam werden. Faserstoffe fehlen vollständig, sie werden fälschlicherweise sowieso als überflüssiger „Ballast“ angesehen.

Außerdem sind bei weitem noch nicht alle Vitalstoffe bekannt. Und von denen, die bekannt sind, ist nur ein Bruchteil erforscht. Von den Erforschten wiederum kann nur ein Bruchteil überhaupt für Nahrungsergänzungen verwendet werden und nur ein Teil davon ist für NEM zugelassen. Was wir in einer Nahrungsergänzung haben, ist also prinzipbedingt nur ein kleiner Teil des gesamten Vitalstoff-Spektrums.

NEM können also gar nicht funktionieren. Sie liefern von einem Bruchteil der nötigen Stoffe unpassende Mengen in unpassenden Verhältnissen unpassend zur Nahrung. Hier zu hoffen, einen Mangel auszugleichen, ist ähnlich wie einen Sack Reis über Afrika abzuwerfen und zu hoffen, damit den Hunger stillen zu können.

Aber Nahrungsergänzungen sind deshalb nicht nur unwirksam, sie sind sogar gesundheitlich nachteilig. Warum? Weil die Vitalstoffe ja selbst erst einmal resorbiert und transportiert werden müssen. Dazu werden wieder andere Vitalstoffe benötigt, die in der NE meist nicht enthalten sind. Der Organismus muss diese fehlenden Stoffe also aus seinen eigenen Depots nehmen oder aus Knochen und Muskeln mobilisieren. Da die NEM Hersteller (und Kunden) meist nach dem Motto „Viel hilft viel“ vorgehen, verschlimmert das die Lage umso mehr. Die Zufuhr einer großen Menge eines bestimmten Vitalstoffs führt also zu einem relativen Mangel an all den anderen Vitalstoffen, die zu dessen Verarbeitung benötigt werden. Bildlich gesprochen stopft man mit der Nahrungsergänzung ein Loch und reißt dafür fünf neue auf. Man verschlimmert also den Mangel sogar noch.

Das ist in etwa so, als würde man mal eben in einer Bäckerei eine Palette Hefe in die Backstube knallen. Was soll die Bäckerei damit anfangen? Sie muss die Hefe verarbeiten, denn die steht im Weg und verdirbt schnell. Also muss sie verbacken werden, aber blöderweise hat der Lieferant kein Mehl dazugestellt. Da hilft nur die Mehlvorräte zu leeren und zu backen, was das Zeug hält. Salz ist dummerweise auch nicht genug da, von Eiern und Gewürzen mal gar nicht zu reden. Die ganze Bäckerei ist am Rennen und kratzt alles zusammen, um die Hefe loszuwerden. Man muss aber auch Kuchen backen, Brote herstellen, Brötchen vorbereiten – all das gerät ins Hintertreffen und außerdem fehlen die Backmittel, weil die ja benötigt werden, um die Hefe wegzuschaffen. Am Ende des Tages ist die Hefe weg, es gibt Unmengen von mehr schlecht als recht gebackenen Hefeteilchen und die Kunden sind stinkesauer, weil nicht genügend Brot, Brötchen und Kuchen da waren. Etliche Kunden konnte ihre bestellten Brötchen nicht mitnehmen, in der Schulkantine bricht das Chaos aus, weil die bestellten Brote nicht kamen, eine Hochzeit musste abgesagt werden, weil der Hochzeitskuchen fehlte, …

Alles nur, weil einer meinte, die Bäckerei würde besser arbeiten, wenn man ihr nur mehr Hefe hinstellt…

Also: Nahrungsergänzungen sind nicht nur in weiten Teilen unwirksam, sie stören auch Stoffwechselvorgänge und fördern so tatsächlich Krankheiten.

Außerdem führen NEM – neben der Schwindsucht des Geldbeutels – noch zu einem anderen, ganz wesentlichen Problem: Sie halten die Leute davon ab, die eigentlichen Ernährungsfehler zu korrigieren, denn die meisten sind leider der Ansicht, man könne minderwertige Nahrung mit Pillen wieder zu hochwertiger Nahrung machen. Das geht aber nunmal nicht. Aus einer Büchse konserviertem Apfelkompott wird auch unter Zusatz von noch so viel Nahrungsergänzung nie mehr ein Apfelbaum…

Rentnerquartett

Früher habe ich mich noch gewundert, wieso alte Leute immer nur über ihre Zipperlein reden. Haben die keine anderen Hobbies? Heute weiß ich: Ja, stimmt. Sobald mehr als zwei Menschen zusammenkommen, die den Zenit ihres Lebens überschritten haben – also so etwa ab 40 – dauert es keine fünf Minuten, bis der erste die Krankheits-Jammer-Karte spielt. Und der andere muß natürlich überbieten. 18 … 20 … Krebs… drei … Diabetes … sieben … Rheuma … Passe. Wilhelm wirft noch eine Arthritis in die Runde, hat das Spiel und legt los. „Von einem Arzt zum anderen renne ich und diese Schmeeeerzen morgens. Ich nehm fünf verschiedene Tabletten, aber nix hilft!“. Paul legt nach. „Das ist doch garnix. Ich war schon bei drei Spezialisten und keiner weiß, warum ich ständig einschlafe.“ „Ach hör schon auf Paul, das ist doch pillepalle, mein Tumor ist schon so groß wie.. Paul, verdammt, wach auf!“

Ich lausche so etwas ja immer gerne und wundere mich. Offenbar ist das Spiel ihnen sehr wichtig, denn sonst würden sie sich ja nicht extra die ganzen Krankheiten zulegen, um mitspielen zu können. Also mir wäre der Einsatz ja zu hoch und das Spiel ist auf Dauer auch langweilig. Da bleibe ich lieber gesund und such mir andere Hobbies, die weniger tödlich sind. Basejumping vielleicht…

Hallo Welt!?

„Hallo Welt!“? So beginnt der mitgelieferte Beispielartikel von WordPress, das hier im Hintergrund seinen Dienst verrichtet. „Hallo Welt!“ Eigentlich ganz passend. Es hat ja Tradition, dass man bei einer neuen Programmiersprache erstmal ein Programm schreibt, das „Hallo Welt!“ ausgibt. Als erstes Lebenszeichen, sozusagen als erster kräftiger Schrei des Neugeborenen, um mal auf sich aufmerksam zu machen. Also lasse ich das mal stehen, es paßt ja ganz schön.

Tja, liebe Welt – was könnt ihr von diesem Blog erwarten?  Ich merke gerade, daß es jetzt ziemlich dämlich war, mir selbst diese Frage zu stellen, denn das weiss ich selbst noch nicht. Mal sehen, wie sich das entwickelt. Aber das Blog hat ja nicht umsonst den Titel voll.wert.leben. Lassen wir uns doch mal überraschen, welch faszinierenden Assoziationen uns das noch liefern wird. Eine Warnung sollte ich dabei aber vielleicht schon mal loswerden: Wer Mainstream lesen will, ist hier falsch. Bitte weitergehen, es gibt hier nix zu sehen… Ich mag keinen Mainstream. Mainstream zu sein, bedeutet nicht leben, sondern gelebt zu werden – es ist Anpassung statt Selbstverwirklichung. Mainstream zu sein, bedeutet, am Ende seines Lebens nicht sagen zu können „Mann, Leute, was ein geiler Trip“, sondern eher „Ja, äh, war ganz ok, muss ich jetzt aber nicht nochmal…“. Und das wäre doch schade, oder?