Warum die Gene (nicht) schuld sind…

Spiegel Online hat mal wieder eine Sensation im Angebot: Forscher haben die Gicht-Gene entdeckt. Juchhu! Endlich! Heilung für alle Gichtkranken!

Oder etwa doch nicht? Nein, sogar ganz bestimmt nicht. Genau genommen, versucht man uns wieder einmal einen kapitalen Bären aufzubinden. Die Forscher haben entdeckt, dass bestimmte Genvarianten mit einem erhöhten Harnsäurespiegel einhergehen und somit die Entstehung der Gicht beeinflussen. Das ist – mit Verlaub – in mehreren Belangen Unsinn. Zum einen bedeutet ein erhöhter Harnsäurespiegel noch nicht, dass jemand unter Gicht leidet oder auch nur Gicht bekommt, sondern eben nur, dass der Harnsäurespiegel erhöht ist. Zum anderen konstruiert man hier einen ursächlichen Zusammenhang, der so gar nicht belegt ist. Man findet bei erhöhten Harnsäurespiegel bestimmte Genvarianten und postuliert daraus mal eben, dass die Gene daran schuld sind. Das ist in etwa so, als würde man behaupten, die Polizei sei schuld an Autounfällen, weil man ja bei den Unfällen immer die Polizeit antrifft.

Ich behaupte mal ganz ketzerisch: Die Gene sind NIE schuld an Krankheiten. Die Gene, also in Summe unsere DNA, ist grob gesagt eine „Blaupause“, ein Konstruktionsplan für unseren Organismus. Nun wird dieser Plan durch die Natur aber nicht knallhart umgesetzt, sondern die Natur passt den Plan den Erfordernissen der Umwelt an. Ernährung, Umweltbedigungen, Lebensumstände, all das hat einen Einfluß darauf, wie der Bauplan letztendlich umgesetzt wird. Biologisch gesehen werden schlicht bestimmte Abschnitte der Gensequenz an- oder abgeschaltet – das sind die Genvarianten, die man dann findet.

Die Gicht ist eine rein ernährungsbedingte Zivilisationskrankheit. Diese Krankheiten haben einen ganz einfachen Entstehungsweg: Eine stark verarbeitete Nahrung führt zu Vitalstoffmängeln, die Stoffwechselstörungen zur Folge haben. Die Stoffwechselstörungen zeigen sich dann, je nach Konstitution, in unterschiedlichen Krankheiten, je nachdem, welche Bereiche des Organismus am anfälligsten sind. Konstitution könnte man mit „ererbte Veranlagung“ übersetzen. Richtig – das sind die Genvarianten, die man dann findet.

Die Natur passt also den Organismus permanent an die Lebensumstände an und „speichert“ dies in der DNA, indem Sequenzen an- und abgeschaltet werden. Die Natur unterscheidet dabei allerdings nicht zwischen „gut“ und „schlecht“, so dass sich eine schlechte Lebensführung ebenso „in den Genen“ niederschlägt. Diese so enstehende Gesamtsituation des Organismus wird bei der Entstehung eines neuen Lebens quasi als Vorlage verwendet. Unsere Kinder starten also nicht bei Null mit einer „sauberen DNA“, sondern sie nehmen die Anpassung an die Lebensumstände – und damit leider auch unsere Fehler – mit. Das ist das, was wir dann „Veranlagung“, „Konstitution“, oder auch Genvariante“ nennen.

Die Gene verursachen also nicht die Gicht, sondern in den Genen zeigen sich die gemachten Ernährungsfehler, die dann zur Gicht führen.

Warum ist dieser Unterschied aber so wichtig? Ganz einfach: Wenn man den Genen die Schuld in die Schuhe schiebt, dann bedeutet das, dass man an der Krankheit nichts ändern kann. Man kann sie nicht verhüten, man kann höchstens Symptome lindern und muß ansonsten auf „Gentherapien“ hoffen. Weiß man aber, dass eine Gicht nicht durch die Gene verursacht wird, sondern durch langjährige Ernährungsfehler, dann braucht man nicht auf wundersame Medikamente zu hoffen, sondern kann einfach die Ernährungsfehler korrigieren. Eigenverantwortung statt Hoffnungslosigkeit…

Die große Schlacht um die gesunde Ernährung – und warum keiner Recht hat.

Wenn es um Ernährungsformen geht, fühlt man sich mitunter in das Mittelalter zurückversetzt.  Jeder glaubt, er habe die optimale Ernährungsform gefunden, die Schlacht wogt hin und her, Rohköstler dreschen auf Vegetarier ein, Veganer auf Normalköstler, Frutarier auf Rohköstler und die breite Masse an Vertretern der „ausgewogenen Mischkost“ steht dönerkauend und pizzamampfend vor dem Schlachtfeld und wundert sich. Warum – oder vielmehr um was  – kloppen die sich eigentlich? Was wirklich gesund ist, weiß sowieso keiner, oder?

Doch, weiß man…

Machen wir uns nichts vor – unsere normale zivilisatorische Ernährung, wie wir sie seit rund 120 Jahren kennen, macht uns krank. Etwa 80% der heutigen Krankheiten entstehen durch diese zivilisatorische Ernährung. Das ist auch gar nichts neues, das weiß man schon seit über 100 Jahren und man kann es im Detail bei Weston Price, Adolf Roos, Cleave, Campbell und etlichen anderen nachlesen. Daß der Einzelne nichts davon weiß, ist eine andere Sache und hat schlicht wirtschaftliche Gründe. Mit Gesunden kann man eben kein Geld verdienen. Mit Leuten, die ihr Essen aus dem Garten holen auch nicht.

Was ist nun „die richtige“ Ernährungsform? Gibt es die überhaupt? Wer von den Spinnern auf dem Schlachtfeld (zu denen ich auch gehöre) hat denn nun Recht?

Nunja, Alle. Und keiner. Hängt davon ab… Ja, ich weiß – das ist keine brauchbare Antwort. Also holt euch nochmal schnell einen Tee, eine Kaffee oder eine andere Genußdroge eurer Wahl, und lehnt euch entspannt zurück. Ich muss mal ein wenig ausholen…

Gesund ist das, was dauerhaft gesund hält. So einfach ist das. ;)

Der menschliche Organismus funktioniert bezüglich Verdauung und Stoffwechsel bei allen Menschen prinzipiell gleich. Geringfügige Unterschiede entstehen durch Anpassungen des Organismus an die jeweiligen Lebensbedingungen. Schaut man sich einmal an, welche Völker der Erde von den heute üblichen Zivilisationskrankheiten nicht geplagt sind (bzw. waren), dann findet man eine Gemeinsamkeit: Bei allen gesunden Völkern bestand die Ernährung aus dem, was man in der Natur direkt fand – und man verwendete es auch so, wie die Natur es hergab. Bei Weston Price kann man im Detail nachlesen, wie die heutigen Zivilisationskrankheiten immer dann begannen, als man die traditionelle Ernährung aufgab und zu einer stark verarbeiteten Fabriknahrung mit Konserven und Präparaten überging. „Lagerfutter“ nannten das die Inuit, weil es aus den Konservenlagern der weißen Menschen kam.

So sehr sich die traditionelle Ernährung eines Inuit („Eskimo“) also von der eines Pazifikbewohners unterschied: Beide hatten eine weitgehend naturbelassene Ernährung und genau das ist der einfache wie geniale Maßstab, an dem man ablesen kann, wie gesund eine beliebige Ernährungsform ist.

Mal ein Beispiel:

Vegetarier ernähren sich gesünder. Meint man jedenfalls. Tatsächlich kann man das so nicht sagen, denn dazu muss man sich die Ernährung erst einmal genauer ansehen: Wer als Vegetarier bspw. das Fleisch durch Ersatzprodukte aus hochverarbeiteten Sojapräparaten ersetzt, treibt den Teufel mit Beelzebub aus. Auch stellt sich durch den Verzicht auf Fleisch häufig ein Drang zu Süßem ein, dem dann auch gerne nachgegeben wird – und der Verzehr von Fabrikzucker ist einer der schlimmsten Ernährungsfehler, die man machen kann. Häufig greift der Vegetarier dann auch verstärkt zu Mehlspeisen – dummerweise ist das dazu verwendete Auszugsmehl genauso schlecht, wie der Fabrikzucker.  Ein solcher „Puddingvegetarier“ ernährt sich also deutlich schlechter als der von ihm so gescholtene Fleischesser.

Aber es geht natürlich auch anders: Ein Vegetarier, der die Fleischersatzprodukte meidet und stattdessen bspw. Getreide verwendet, um Frikadellen zu machen, macht es richtig, denn das Getreide kommt direkt aus der Natur. Niemand hat daran etwas verändert, nichts wurde extrahiert, verarbeitet, mit Zusätzen angereichert oder konserviert. Auch die Mehlspeisen sind kein Problem, wenn der Vegetarier frisches, selbstgemahlenes Mehl verwendet und nicht das konservierte Präparat namens Auszugsmehl, das man im Supermarktregal findet.

Das Gleiche trifft auch auf Veganer zu. Der Veganer ernährt sich nicht per se gesünder als alle anderen, nur weil er keinerlei Tierprodukte mehr verzehrt. Die Inuit haben jede Menge Tierprodukte verzehrt, waren aber trotzdem pumperlgesund. Aber sie haben sie naturbelassen verzehrt! Roh. „Eskimo“ bedeutet übersetzt „Rohfleischfresser“ (und ist, nebenbei bemerkt, für den Inuit eine Beleidigung). Der Veganer greift häufig zu Sojapräparaten, Tofu und ähnlichem Zeug, das ein Inuit nicht einmal als etwas eßbares erkannt hätte. Eine solche vegane Ernährung mit hoch verarbeiteten Fabriknahrungsmitteln ist gesundheitlich gesehen sehr viel schlechter als die traditionelle Ernährung des Inuit.

Gibt es also eine optimale Ernährung? Ja. Jede weitgehend naturbelassene Ernährung.

Das bedeutet nun nicht, dass man nur noch rohes Gemüse, Obst und Nüsse knabbern darf. Es bedeutet schlicht, einen großen Bogen um Fabriknahrungsmittel zu machen und die Nahrung aus frischen Zutaten, so wie sie in der Natur wachsen, frisch zuzubereiten. So wie das alle Menschen bis vor rund 150 Jahren getan haben.

Optimal wäre es natürlich, wenn man alles so verzehren würde, wie es in der Natur vorkommt – als Rohkost. Aber mal realistisch gesehen: Das wollen die wenigsten. Und es ist auch gar nicht nötig, um gesund zu bleiben. Wer will, kann das natürlich tun, aber für’s erste reicht es, stark verarbeitete Nahrungsmittel durch naturbelassene zu ersetzen.

Genauer? OK, ein paar Beispiele:

  • Frische Früchte oder Honig statt Fabrikzucker
  • Frisch gemahlenes Vollkornmehl statt Auszugsmehl
  • Butter statt Margarine, kaltgepreßte Öle statt raffinierter Öle
  • Naturreis statt polierter Reis
  • Vollkornnudeln (aus Vollkornmehl) statt Nudeln aus Auszugsmehl
  • Frische Pizza aus frischem Vollkornmehl statt Fertigpizza aus dem Karton
  • Selbstgemachte Brotaufstriche statt Fertigpamps aus der Plastikdose
  • Frischkornmüsli statt zuckerschwerer „Frühstückscerealien“
  • Frische, selbstgemachte Haferflocken statt Fertigmüsli
  • Frische Gemüse- und Blattsalate statt Dosengemüse

Wer sich davon jetzt angesprochen fühlt, kann im Vollwert-Forum weiter lesen – dort gibt es nähere Informationen, Erfahrungsaustausch, Rezepte und vieles mehr.